Lisa Maria erzählt über das Leben als Veganerin

Wie lebt man vegan und mit welcher Motivation ernährt man sich vegan?
Ein Interview mit einer Veganerin


Leben ohne Fleisch – kein Problem! Aber vegan? Da muss man schon auf Einiges mehr verzichten! Ich wollte wissen: warum lebt jemand vegan, wie geht das und worauf muss ein/e VeganerIn achten? Wer könnte mir das besser erklären, als eine Freundin, die sich schon einige Zeit lang vegan ernährt? Also habe ich mal bei Lisa-Maria (23) nachgefragt:


Wodurch bist du mit dem Thema „vegan“ in Kontakt gekommen und wie lange lebst du schon vegan?


Lisa-Maria: Zum ersten Mal habe ich mich 2013 mit veganer Ernährung beschäftigt. Damals hat mir eine Freundin ein Rezept für veganes Frühstücksjoghurt mit gerösteten Kokosflocken empfohlen. Ich habe es zuhause ausprobiert und weil es so gut geschmeckt hat, habe ich Lust auf mehr bekommen. 
Fleisch habe ich noch nie extrem viel gegessen, 2014 habe ich jedoch ganz damit aufgehört. Seit mittlerweile rund 2 Jahren lebe ich also vollkommen vegan.

 

Wie hast du deine Ernährung umgestellt? Was isst du als Veganerin nicht mehr?

Lisa-Maria: Ich habe Schritt für Schritt auf gewisse Dinge verzichtet. Wahrscheinlich ist mir die Umstellung auf vegane Ernährung auch leichter gefallen, weil ich Käse auch früher nicht wirklich gemocht habe und Eier eigentlich nur in verarbeiteter Form, also zum Beispiel in Kuchen gegessen habe. 
Bereits bevor ich endgültig aufgehört habe, Fleisch zu essen, habe ich schon auf Milch verzichtet. Nachdem ich Kuhmilch zu mir genommen hatte, wurde mir immer ein bisschen schlecht und ich bekam Magenkrämpfe. Deshalb bin ich auf Sojamilch umgestiegen. Dabei achte ich aber seit Beginn darauf, nur Sojamilch zu kaufen, die aus Sojabohnen aus biologischem Anbau in Österreich hergestellt ist. 


Meine Ernährungsumstellung ist also schrittweise verlaufen. Ich habe immer wieder ein paar neue, vegane Gerichte ausprobiert. Sehr geholfen hat mir dabei auch das Kochbuch „Vegan for fit“ von Attila Hildmann. Denn wenn man auf immer mehr Lebensmittel verzichtet, muss man ganz schön erfinderisch werden. Unter keinen Umständen wollte ich aufs Backen verzichten. Allerdings gab es vor 2 Jahren in den Supermärkten in meiner Umgebung noch lange keinen Ei-Ersatz. So habe ich begonnen zu experimentieren. Statt Eiern verwende ich zum Beispiel eine Mischung aus Leinsamen und Wasser. So macht Backen auch vegan Freude!

 

GemüseHast du dich im Vorhinein über die vegane Lebensweise informiert?

Lisa-Maria: Information ist das Um und Auf! Jede und Jeder, der oder die das Leben vegan meistern möchte, sollte sich unbedingt vorab darüber erkundigen, was er oder sie beachten muss. Unwissenheit und falsches Vorgehen bei der Umstellung können dazu führen, dass man sich nicht nur vegan, sondern auch ungesund ernährt, und im schlimmsten Fall Mangelerscheinungen durch vegane Ernährung bekommt. Das ist aber eigentlich ganz leicht zu vermeiden.

 

Worauf sollten Veganer besonders achten? Was muss man wissen, um vegan leben zu können?

Lisa-Maria: Das „kritische Vitamin“ für VeganerInnen ist Vitamin B12. Dieses Vitamin kann der Körper nur über tierische Produkte ausreichend aufnehmen, deshalb müssen VeganerInnen auf Nahrungsergänzungsmittel zurückgreifen. In Pflanzen ist leider viel zu wenig B12 enthalten, als dass es für uns Menschen ausreichen würde. Ein Mangel an Vitamin B12 kann wirklich gefährlich werden – die Nerven werden angegriffen und es kann zu schweren Problemen kommen. Deshalb sollte man sich unbedingt vorab informieren, wenn man seine Lebensweise auf vegan umstellen möchte, um solche schweren Fehler zu vermeiden.
Wichtig ist, Präparate zu verwenden, die das natürliche Methylcobalamin, das eben als Vitamin B12 bekannt ist, und nicht synthetisches Cyancobalamin enthalten. Außerdem variiert die Dosierung – am besten wählt man Präparate, in denen B12 hoch konzentriert enthalten ist, um ja nicht zu wenig davon aufzunehmen. „Zu viel“ B12 gibt es für unseren Körper ohnehin nicht. 
Zusätzlich sollten VeganerInnen darauf achten, genügend Proteine aufzunehmen. Hier helfen vegane Proteinshakes, EiweißriegelProteinpulver ohne Soja oder Protein aus Hanfpulver, welche man einfach zu normalen Mahlzeiten zufügen kann. Auch wenn es vielleicht anfangs mühsam ist, für sich die richtigen Präparate und Produkte zu finden, zahlt sich der Aufwand auf jeden Fall aus! Mangelerscheinungen sollten nicht „in Kauf genommen“ werden, denn vegan zu leben ist gesund, wenn man darauf achtet, dem Körper alles zu geben, was er braucht.


Welche positiven Seiten und Vorteile hat vegane Ernährung für dich? Gibt es auch Nachteile?

Lisa-Maria: Für mich ist der größte Vorteil von veganem Leben, dass ich mich fitter und vitaler fühle. Ich habe viel mehr Energie und und genieße dieses neue Lebensgefühl! 
Außerdem esse ich gerne – und wenn man vegan lebt, ist es enorm wichtig, ausreichend und auch oft genug zu essen. Viele Veganer haben Angst vor der „Masse“, die sie essen wollen/sollen/können. Ich habe jedoch die Erfahrung gemacht, dass man durch die energieärmere Nahrung – Gemüse und Getreide hat im Vergleich zu Fleisch ja doch wesentlich weniger Energiegehalt – einfach mehr von allen Zutaten verwenden muss, um satt zu werden! Und eine Quinoa-Pfanne mit mediterranem Gemüse ist auch schneller verdaut als ein Rib-Eye-Steak mit Wedges – daher sollte man immer einen kleinen Snack zwischendurch parat haben, um nicht in eine „Energiekrise“ zu rutschen. 
Auch das Argument vieler Kritiker, dass vegan „so teuer“ ist, kann ich nicht verstehen. Fleisch ist viel teurer als fast alle veganen Lebensmittel, und durch den Verzicht auf gewisse Produkte gleicht sich das Budget eigentlich wieder aus. 


Nicht wirklich ein Nachteil aber vielleicht ein Wehrmutstropfen ist für mich, dass es so viele vegane Ersatzprodukte gibt, die richtiges Junk Food sind. Viele Menschen glauben dann, dass man so etwas essen muss, wenn man Veganer ist. Ich persönlich habe solche Ersatzprodukte wie vegane Wurst oder Ähnliches noch nie gekauft, weil ich sie für reine Convenience-Produkte halte. Bei allem, was in solchen Lebensmitteln enthalten ist, können sie nicht mehr gesund sein. Wer etwas will, das wie Fleisch schmeckt und wie Fleisch aussieht, der sollte einfach Fleisch kaufen.

 

Sommergemuese mit QuinoaWie weit geht dein Veganismus – ernährst du dich nur vegan, oder lebst du diese Philosophie auch in anderen Bereichen?

Lisa-Maria: Da befinde ich mich gerade in einer Übergangsphase. Meine Ernährung gestalte ich schon seit Längerem vollkommen ohne tierische Produkte und auch meine Kosmetika sind vegan. Momentan bin ich dabei, mir mehr vegane Fair-Fashion-Teile zuzulegen, um auch meinen Kleiderschrank langsam frei von Tierprodukten und Billigkleidung zu machen. Das geht allerdings nicht so schnell, da ich immerhin noch in Ausbildung bin und mein Budget begrenzt ist. Was ich definitiv nicht mache ist, Dinge wegzuschmeißen, die noch brauchbar sind, nur weil sie nicht vegan sind. Ich finde es wichtiger, keinen unnötigen Müll zu produzieren als die eigene Lebensweise mit Muss von einem Tag auf den anderen umzustellen.


Herzlichen Dank für das Interview! Hast du noch einen abschließenden Tipp für alle Leser, die vegan leben oder es versuchen möchten?


Lisa-Maria: Jede und Jeder muss für sich entdecken, wie ihm oder ihr Veganismus am meisten Freude bereitet – das Wichtigste dabei ist, dass man sich wohl fühlt und dem Körper alles gibt, was er braucht. So kann man die Vorteile eines veganen Lebens richtig auskosten!

 

 

Lena für FITOMENAL

Lena @ fitomenal.at


Lena studiert Phytomedizin (oder Pflanzenmedizin, versteht man eher) an der BOKU in Wien. Sie ist Anfang 20, ein Genussmensch, naturverliebt und voller Ideen. In diesem Blog schreibt sie über ihr Projekt, sich von einem aktiven Menschen zu einem sportlichen weiterzuentwickeln. Dazu gehören Ideen für Sport mit wenig Hilfsmitteln und geringem Platzbedarf, Gesundheitstipps und Berichte zu interessanten Produkten und Lebensweisen.